Die Sache mit den Fehlern…
Wie geht es dir, wenn du einen Fehler machst? Gehst du gnädig mit dir um oder bist du ungehalten über dich selbst und verfängst dich in einer Gedankenschleife von „Warum habe ich nur…?“, „Wie konnte das passieren?“, „Ich bin aber auch zu dämlich.“?
Falls ja…, keine Sorge, Du bist nicht allein.
Bei uns Erwachsenen wird so ein Fehlversuch leider schnell als Scheitern und Misserfolg bewertet. Doch zeig mir eine Erfolgsstory, auf deren Weg keine Fehler passiert sind. Ich behaupte: die existiert nicht. Was brauchen wir also, um entspannter mit dieser Thematik umzugehen, um den Blick auf das zu richten, was wir daraus lernen konnten? Zum einen ganz klar Übung. Und zum anderen einen Perspektivenwechsel! Im Coaching stelle ich gerne die Frage: „Hast du den Fehler mit Absicht gemacht?“. Meist ernte ich an der Stelle einen empörten Blick. Und da haben wir es ja schon: Wer macht schon mit Absicht Fehler? Wohl die Wenigsten. Es sei denn, Jemand will sich vor dem Bügeln drücken und bügelt mit Absicht Falten ins Hemd, damit ihm / ihr die Aufgabe zukünftig aus Mitleid abgenommen wird. Doch das ist eine andere Geschichte…
An der Stelle kommt mir einmal mehr die Sprache zu Hilfe: Das Substantiv „der Fehler“ leitet sich ab aus dem Verb „fehlen“. Der Fehler ist also immer ein Hinweis darauf, dass uns in dem Moment etwas gefehlt hat. War es Aufmerksamkeit, weil wir mal wieder unsere Multitasking-Fähigkeit unter Beweis stellen wollten und nicht zu 100% konzentriert waren? War es Zeit, weil wir zu viele Dinge auf der Agenda hatten und das eine noch schnell erledigen wollten? Hat uns Wissen gefehlt, weil wir so wie früher in der Schule, zu wenig gelernt hatten oder nicht zu genüge in die Thematik eingewiesen waren? Oder hat uns schlicht und ergreifend die Lust gefehlt, weshalb wir uns der Sache auch nur halbherzig gewidmet haben? Oder oder oder… In dem Moment, in dem wir verstehen, dass ein Fehler aus einem Mangel heraus entstanden ist, entspannt sich bei den meisten schon die Miene und das ganze System. Und diese wertneutrale Haltung macht den Blick frei für Lösungen.
Weg von der Vergangenheit, die wir sowieso nicht mehr ändern können – hin zu der Frage: Was kann ich in Zukunft anders machen, um Fehler zu vermeiden? Zum Beispiel eine Sache nach der anderen tun, lieber in Ruhe und etwas später als „schnell“ noch und unkonzentriert, genug Informationen einholen etc.. Wusstest du, dass wir Menschen auf Fehler und negative Erlebnisse sowohl körperlich, kognitiv als auch emotional deutlich stärker reagieren als auf positive Ereignisse? Umso wichtiger also, dass wir uns auch immer wieder die positiven Erlebnisse und Momente ins Bewusstsein rufen: Was habe ich gut gemacht? Worin liegen meine Stärken? Wofür wurde ich diese Woche gelobt und wertgeschätzt? Wessen Leben habe ich heute oder diese Woche ein kleines bisschen besser gemacht? Ich weiß, das mag sich ungewohnt anfühlen, denn Keiner hat uns jemals beigebracht, wie wir uns selbst loben. Doch bekanntlich ist es nie zu spät, sich neu zu entscheiden…
Probiere es ab heute aus: Wenn du einen Fehler machst, gestehe ihn dir ein. (Es gibt ja auch diejenigen, die die Schuld stets auf die Anderen schieben. Doch um die geht es hier nicht!) Betrachte die Situation möglichst wertneutral. Frage dich, was dir in dem Moment gefehlt hat. Ziehe daraus dein Learning, was du das nächste Mal anders machen wirst. Und überprüfe auch mal deine Erwartungen an dich selbst. Denn als Mensch liegt es in deiner Natur, Fehler zu machen und durch sie zu lernen.
Achja, und wenn du ein neugieriger Mensch bist, der sich immer weiterentwickeln möchte, neue Dinge, Sprachen oder Sportarten lernen möchte, dann tust du gut daran, dich mit deinen Fehlern anzufreunden. Denn gerade, wenn es um neue Dinge geht, brauchen wir den Mut, den Anspruch an Perfektion loszulassen.
Ich erinnere mich gut daran, als ich als Teenager Französisch gelernt habe und beim ersten Schüleraustausch kaum den Mund aufgemacht habe. Die Angst vor Fehlern, davor, ausgelacht zu werden, war zu groß. Als mir dann meine erste große Liebe in Form eines Franzosen begegnet ist, habe ich diese Bedenken schnell abgelegt. Doch auch das ist eine andere Geschichte. Heute habe ich da weniger Hemmungen. Meine Lebenserfahrung und mein Selbstbewusstsein in dem Sinne, dass ich mir meiner selbst bewusst bin, haben daran einen wesentlichen Anteil. Ich habe eine Geschichte über Thomas Alva Edison, den Erfinder der Glühbirne gelesen. Er benötigte viele tausende Versuche, bis er endlich ans Ziel kam. Als ihn ein Mitarbeiter darauf hingewiesen hat „Wir sind gescheitert.“ soll Edison geantwortet haben: „Nein. Wir haben nur viele tausend Wege entdeckt, wie man keine Glühbürne baut.“ In diesem Sinne viel Freude bei der Erhöhung deiner Fehlertoleranz, denn: No risk, no fun! #selbstbewusstsein #selbwert #selbstakzeptanz #perfektion #imposterphänomen #selfempowerment #selbstliebe