Mimik mit Mundschutz
Seit die Gesichtsmasken gezwungenermaßen Einzug in unseren Alltag gehalten haben, ist der vielzitierte Ausspruch von Humphrey Bogart aus „Casablanca“ aktueller denn je. Da die Masken zwei Drittel unseres Gesichtes verhüllen, rückt unsere Augenpartie ins Zentrum des Interesses.
Es scheint so, als seien die Augen von jeher Hauptinformationsquelle über die Gefühlslage unserer Mitmenschen. Ob in Filmen oder in Büchern: die Verliebten blicken sich tief in die Augen; die Ehefrau wirft ihrem Mann einen prüfenden Blick zu und das Kind steht mit strahlenden Augen vor dem Weihnachtsbaum. Unsere Augen und unser Blick sind in der Tat sehr aussagekräftig.
Doch wie Mimik genau funktioniert, wird uns wohl erst jetzt richtig bewusst. Mir persönlich wird z.B. erst jetzt klar, dass unser Mund mit unseren Lippen sowohl der beweglichste als auch der mitteilungsfreudigste Part unseres Gesichtes ist. Er unterstreicht zum einen den Ausdruck der Augen und relativiert zum anderen einen kritischen Blick mit einem Lächeln. Mund und Lippen arbeiten sozusagen „Hand in Hand“.
Unser Gesicht – kleines Kraftpaket und Spiegel unserer Seele
Wussten Sie eigentlich, dass unser Gesicht 43 Muskeln hat und damit über 3000 verschiedene Ausdrücke erzeugen kann? Diese kleinen Muskelpakete erzeugen unsere Mimik und machen unser Gesicht zur Bühne für unsere Gefühlswelt. Sie senden Signale an unsere Mitmenschen, zeigen, wie es uns geht und kommunizieren ganz ohne Worte – ob wir das wollen oder nicht!
Jetzt werden Sie möglicherweise erwidern, dass Sie Ihre Mimik durchaus bewusst einsetzen und eine Entschuldigung mit einem Lächeln unterstreichen oder Kritik mit einem Augenzwinkern relativieren. Da haben Sie recht! Und doch gibt es stets diese Zehntelsekunde, in der sich unkontrolliert die Wahrheit in unserem Gesicht abzeichnet. Das liegt daran, dass das limbische System, das Emotionszentrum in unserem Gehirn, Informationen schneller verarbeitet als das Großhirn und direkt mit der Gesichtsmuskulatur verbunden ist. Dh unser Gesicht reagiert unbewusst, bevor die Information bewusst bei uns angekommen ist und wir wieder Regie übernehmen können. Sie haben sicher auch schon dieses kurze Zucken des Mundes oder gar das Entgleisen der Gesichtszüge bei Gesprächspartnern erlebt?
Unsere Mimik verrät die Wahrheit – auch wenn der Mund lügt. Sie hilft uns, den Anderen besser einzuschätzen. Sie liefert konstruktive Signale und gibt uns Rückmeldung darüber, wie wir bei unserem Gegenüber ankommen. Sie ist das Gefühlsbarometer des Anderen und gibt uns die Möglichkeit, adäquat zu handeln. Mimik gibt uns Sicherheit!
Alles neu…
In Deutschland pflegen wir eine Kultur der körperlichen Nähe im sozialen Miteinander. Wir sind zwar nicht so auf „Kuschelkurs“ wie Franzosen oder Spanier, doch auch wir begrüßen uns gerne mit einer Umarmung, einem Bussi-Bussi oder wenigstens mit einem kräftigen Händeschütteln. Plötzlich ist alles verboten, was sonst so fester Bestandteil unseres Lebens ist: Treffen mit Freunden und Familie, draußen oder zuhause, Parties und Events, alles weg. Wir müssen uns von der vertrauten Umarmung verabschieden und auch ein freundschaftliches auf die Schulter klopfen fällt bei 1,50 Meter Mindestabstand weg. Im Supermarkt dürfen wir uns nur noch von Strichlinie zu Strichlinie in Richtung Kasse bewegen. Und es kommt auch schon mal vor, dass Menschen die Straßenseite wechseln, damit sie dem Anderen nicht zu nahekommen. Kalter Entzug von sozialer Nähe. Das hinterlässt bei Jedem von uns Spuren…
Gerade in dieser ersten Phase der Unsicherheit gewinnt die nonverbale Kommunikation an Bedeutung! Auch wenn wir unsere Mitmenschen physisch meiden sollen, so können wir doch mit einem offenen freundlichen Blick oder einem Lächeln Nähe herstellen, Empathie und Sympathie vermitteln. Und es ist ja auch durchaus zu bemerken, dass Menschen plötzlich großzügiger lächeln und sich auch ohne Worte gegenseitig Mut machen.
Wie geht Mimik mit Mundschutz?
Und nun? Wir sind irritiert und verunsichert durch diese Teilvermummung. Uns fehlen plötzlich subtile Informationen über unsere Mitmenschen, über deren Stimmung und das Feedback auf uns.
Vieles ändert sich jetzt. Daher hier einige Tipps zum „Verhaltenskodex“ mit dem Mund-Nase-Schutz.
1. Schauen Sie Ihren Mitmenschen in die Augen – kurz!
Da die Maske den Mund verdeckt, gewinnt der Blick, seine Intensität und dessen Dauer, enorm an Bedeutung. Ein intensiver Blickkontakt in Verbindung mit einem lächelnden Mund wird als positiv und angenehm empfunden. Fehlt bei diesem Blickaustausch jedoch die Information des Mundes, kann der Blick schnell als zu lang, stechend, prüfend oder vorwurfsvoll empfunden werden. Vermeiden Sie zu langen Blickkontakt und stellen Sie bei intensivem Augenkontakt auf jeden Fall sicher, dass Ihr Lächeln gesehen wird. Wie machen Sie das?
2. Lächeln Sie, was das Zeug hält!
Ein echtes Lächeln erzeugt Sympathie, Sicherheit, Nähe – alles Dinge, die wir im Moment dringend benötigen. Es involviert fast die gesamte Gesichtsmuskulatur: der Mund zieht sich hoch und die Fältchen um die Augen werden sichtbar. Und es ist genau dieses Lächeln, das wir trotz Masken erkennen können! Wenn wir die Augenfältchen des Anderen erkennen wissen wir: Er / Sie lächelt.
Übrigens tun Sie damit auch sich und Ihrer Psyche einen großen Gefallen: Kommen die Lachmuskeln in Ihrem Gesicht in Fahrt, wird das Belohnungsareal in Ihrem Gehirn aktiviert und sorgt für positive Gefühle. Ihr ganzer Körper bekommt den Eindruck, dass Sie gut drauf sind und Ihr Stimmungsbarometer steigt!
3. Drücken Sie Ihr Lächeln öfter mal in Worten aus
Unsere nonverbale Kommunikation ist stark eingeschränkt, doch wer sagt denn, dass wir weniger sprechen sollen? Sprechen Sie das gedachte Kompliment, das Sie zum Lächeln bringt, aus. Formulieren Sie das „DANKE“ oder „Entschuldigung“, das Ihr Lächeln ausdrücken soll, aus. Was wir sonst mit Hilfe der Mimik ausdrücken, können wir jetzt aussprechen. Probieren Sie es aus.
4. Trauen Sie den Augenbrauen
Ein Verhaltensforscher hat die Theorie aufgestellt, dass Augen lügen können während Augenbrauen immer die Wahrheit sagen. Ob das tatsächlich so ist, sei dahingestellt. Fakt ist allerdings, dass unsere Augenbrauen ein starkes mimisches Mittel mit großer Fernwirkung sind. Zusammengezogene Augenbrauen drücken Ärger aus. Hochgezogene Augenbrauen unterstreichen Überraschung und Aufmerksamkeit etc.
Trainieren Sie spielerisch mit Ihrer Maske vor dem Spiegel und lassen Sie sich überraschen, wie Ihre Augen und Augenbrauen miteinander interagieren. Beobachten Sie im Gespräch Ihr Gegenüber. Unbewusst achten Sie längst auf das Spiel der Gesichtsmuskulatur und deren Aussagekraft. Jetzt geht es einfach darum, diese Beobachtung ins Bewusstsein zu holen und für sich zu nutzen.
5. Erheben Sie Ihre Stimme sanft
Die Maske verzerrt unsere Stimme und dämpft die Akustik. Deshalb neigen wir mit Maske dazu, lauter zu sprechen. Das wiederum kann sich schnell aggressiv oder fordernd anhören. Seien Sie aufmerksam, wie Sie sprechen und bringen Sie am besten immer Ihre Augenfältchen ins Spiel.
6. So oft wie nötig, so selten wie möglich
Vorausgesetzt Sie gehören nicht zu einer Risikogruppe oder ähnliches mein Appell an Sie: Tragen Sie die Maske nur in Situationen, in denen sie erforderlich und verordnet ist. Und nutzen Sie ohne Maske all Ihre Muskeln, um nonverbal mit Ihren Mitmenschen zu kommunizieren und Lächeln zu verschenken.
7. Verzichten Sie nach Möglichkeit auf die Kombination Sonnenbrille & Maske
Sonnenbrillen sind cool. In Kombination mit Maske allerdings eher bedrohlich, denn dann ist jegliche Sicht auf die Mimik des Anderen versperrt.
In diesem Sinne:
Verschenken Sie Ihr Lächeln – nonverbal und verbal. Es tut uns allen gut. Und wenn wir das mal genau betrachten, dann kommen die Augenfältchen jetzt wieder in Mode, oder? Kämpfen Sie mit der momentanen Ausnahmensituation und ihren Folgen oder haben Sie das Gefühl, in einer Sackgasse zu stecken? Gerne stehe ich Ihnen zu einem persönlichen Coaching zur Verfügung. Holen Sie sich Leichtigkeit in Ihr Leben – genauso viel Leichtigkeit, wie es Ihre persönliche Situation ermöglicht.
Natürlich coache ich Sie auch gerne via Skype oder telefonisch.